Rosa: Ein Schweinecomix Ein Interview mit Ilse Kilic aus Wien by Elke Zobl (1999) | ||
BIOGRAFISCHES Ilse Kilic: ich bin schriftstellerin und filmemacherin, spiele in einer "experimentalpunkband" mit dem namen das fröhliche wohnzimmer. im buch "10 Jahre das fröhliche wohnzimmer" sind so ein bißl motiv und geschichte und so beschrieben also warum wieso und wie macht manfrau einen kleinverlag.
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Aus:
Ilse Kilic: Vom kleinen Esli und wie es in die Welt kam. Bilder von: http://www.dfw.at/2/frame2.htm
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INHALTLICHES
UND MOTIVATION Ilse Kilic: ich habe vor 1979 die zeitschrift pflasterstein mit ein paar leuten gemeinsam herausgegeben und seither fast immer und immer wieder mitgearbeitet an Literatur/Kunst/Kultur/Politik Zeitungen und Projekten. Wie würden Sie ihre Zeitschrift bezeichnen (Magazin/Zeitschrift/Zine/Comic...)? Wie kommen Sie zu ihrer Definition? Was hat Sie dazu bewegt, sich so zu entscheiden? Ilse Kilic: es ist ein comic
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Wie ist es zu dem Titel gekommen? Wofür steht der Titel? Ilse
Kilic: es gibt einerseits den titel "das fröhliche wohnzimmer. "
das ist der titel, unter dem vile meiner künstlerischen produktionen, vor
allem die mit anderen leuten gemeinsam laufen. das fröhliche wohnzimmer ist
auch ein klein-non-profit-verlag. der titel: vom kleinen esli und wie es in die
welt kam parodiert einerseits das genre autobiografie, es ist aber auch ein autobiocomix,
andererseits klingt ein bißchen der titel: "vom golem und wie er in
die welt kam" an. Aus welchen Gründen geben Sie die Zeitschrift heraus? Mit welchem Ziel? Ilse
Kilic: damit sie andere leute lesen. Ilse
Kilic: es gibt einerseits die zeitschrift "wohnzimmer", die macht
fritz widhalm, ich geh also mal davon aus, daß es hier um die von mir bertreuten
"sondernummern" geht und die haben in dem sinn keinen schwerpunkt, außer
daß es arbeiten von mir sind, die ich dort am richtigen platz finde. Es
erscheinen aber, unter betreuung von fritz widhalm, auch andere sondernummern. Wie läuft der Prozeß von der Planung bis zur Ausführung der Zeitschrift ab? Ilse
Kilic: naja ganz normal, erst planen+zeichnen+schreiben, dann kleben, dann
kopieren, dann heften. Sie arbeiten als alleinige Herausgeberin ihrer Publikation. Was hat diese Entscheidung motiviert? Ilse
Kilic: bin nicht allein Ilse
Kilic: gibt nicht kontinuierliche Hefte Ilse
Kilic: interessierte neugierige gleichgesinnte Ilse
Kilic: kopiert, 250 stück, auf bestellung, abos, bei veranstaltungen,
mainzer minipressenmesse Ilse
Kilic: bei meinen nummern bin ich inhaltlich verantwortlich, technics werden
zum Ilse
Kilic: gemeinsam Ilse Kilic: zu hause-arbeitsraum Wie sieht das feed back aus, das sie bekommen? Ilse
Kilic: briefe, kollegInnengespräche Wie finanzieren Sie ihre Zeitschrift? Gibt es dazu Finanzierungsmodelle im Sinne alternativer Ökonomien? Ilse
Kilic: teilweise durch abos, teilweise läuft das als projekt der "das
fröhliche wohnzimmer-edition", (kleinverlag), also insgesamt geht sichs
einigermaßen aus (meistens). Wie werden die AutorInnen vergütet (durch Freiexemplare, Publizität?) Ist die Publikation auf Freundschaftsbasis bezüglich Finanzierung angewiesen? Ilse
Kilic: freiexemplare - ist bei vielen kleineren zeitungen üblich Ilse
Kilic: die verbindung ergibt sich dadurch, daß ich einfach feministin
bin und daher in meinen arbeiten quasi immer eine verbindung habe, schon allein
dadurch, wie ich die gesellschaft und die drin lebenden männer und frauen
sehe. Es ist aber nicht, oder nicht immer so, daß ich das "thema feminismus"
behandle und explizit darüber schreibe od. zeichne, sondern es ist in allen
meinen lebensäußerungen selbstverständlich enthalten. do it yourself
ideologie im sinne auch des aufabuens eines netzwerks von künstlerInnen ist
wichtig. Das sehe ich auch als ein anliegen von Riot Grrrl. Bewegen Sie sich in einer Zine-Gemeinschaft? Verorten Sie sich in der Subkultur? Ilse
Kilic: zine gemeinschaft: eher weniger. subkultur: eher ja, obwohl die übergänge
hier oft nicht klar ausmachbar sind, zum beispiel in der literatur - etwa: texte
im ORF auf der einen seite, arbeit für Radio orange=freies radio wien oder
ähnl. auf der anderen. es geht für mich beim begriff subkultur aber
um eine politische haltung, also etwa das verständnis von kunst als lebensform,
verbindung von kunst und (über?)leben. daß man sich vorhandener möglichkeiten
auch bedient, gehört für mich da dazu. Welche Rolle spielt für Sie das Internet? Verändert diese Art von Publikation ihre Publikationspraxis? Ilse
Kilic: nein, daweil mal noch nicht Wenn Sie sich als Künstlerin verstehen, welchen Kunstbegriff vertreten Sie? Warum verortet sich die Zeitschrift im Kunstkontext? Was ist Ihnen wichtig? Ilse Kilic: zum verhältnis kunst/literatur zu "überleben"/arbeit hab ich mit petra ganglbauer (lebt zum teil in graz, vielleicht kennen sie sie?) eine veranstaltung ÜBERLEBENKUNSTARBEIT vor jahren organisiert, das ist ein sehr komplexes thema, ich hab mal in der zeitung ZOOM drüber geschrieben, unter dem titel, warum bücher, glaub ich und es gibt auch eine (vergriffene) wohnzimmersondernummer, widmungen, ist auch im ZOOM erschienen, zum Thema Kunst und Künstlerinsein. in dem von mir gemeinsam mit christine huber herausgegebenem buch WICHTIG KUNST VON FRAUEN haben wir speziell auf frauen usw. das thema behandelt, liegt aber schon länger zurück. einerseits ist eben kunst so eine nische, zugleich natürlich auch ein freiraum und eine lebensform z.b. für mich geworden. vielleicht kann man auch so sagen: wenn leute kunst machen, dann hält sich wenigstens der schaden, den sie anrichten (etwa durch unkontrollierte produktionsarbeit bzw. durch ausbeutung der sogenannten dritten welt, was ja automatisch mit dem weisse mitteleuropäerIn sein zusammenhängt) in grenzen. das meine ich natürlich zum teil ironisch, z.B., weil es sich ja keineR ausgesucht hat, da auf die welt zu kommen, oder blöde jobs zu machen, um sinnlose und gefährliche sachen zu produzieren. ich glaube aber, daß die kunst schon auf eine gesellschaft des "besseren" und freundlicheren miteinander verweisen kann. politisch würde das umverteilung nicht nur der vorhandenen ressourcen sondern auch der sogenannten gesellschaftlich notwendigen arbeit bedeuten, damit "alle" am kunstgeschehen, das ja auch ein entdeckungs und lust-geschehen ist, teilnehmen können. ähh? so ungefähr halt... Herzlichen
Dank! Kilic, Ilse: Rosa. Ein Schweinecomix, Wien: Das fröhliche Wohnzimmer 1997. Dies.: Vom kleinen Esli und wie es auf die Welt kam, Wien: Das fröhliche Wohnzimmer, #1-#2, 1996. Das
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